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#kurzundguterklärt (15′)

Wieso brauchen Sie Unterstützung?

Sofern Sie nach dem Zusammenfassungskapitel weiter im Unklaren sind, weshalb Unterstützung erforderlich sein soll, liefere ich hier mehr Hintergrundinformationen.

Ihre Finanzen sind sicher nicht so trivial wie eine Frisur, aber diese einfache Metapher hilft Folgendes zu verstehen: ich kenne wenige Menschen, die sich selbst die Haare schneiden. Wir alle wissen, dass es kein inneres „Gefühl“ für die Notwendigkeit einer Frisur gibt, sondern dass wir ein Fremdbild brauchen, einen Spiegel, um festzustellen, dass der nächste Haarschnitt fällig ist. Nach dem die Notwendigkeit erkannt ist, beauftragen wir regelmäßig eine andere Person, uns die Haare zu schneiden.

Auch wenn es theoretisch nicht allzu schwer wäre, es selbst zu tun, wir wissen, dass ein gewisser Abstand nötig ist, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erreichen. Einfache Dinge kriegen wir hin, aber komplexere Lösungen sind unmöglich und dann auch nicht mehr „von Muttern“ oder dem Lebenspartner zu bewerkstelligen.

Ich stelle die These in den Raum, dass bei 90% der Deutschen mehr Geld für den Friseur ausgegeben wird, als für Finanzdienstleistungen und dass mehr Leute denken Ihre Finanzen selbst in den Griff zu bekommen, als die eigene Frisur.

Das scheint wenig verwunderlich. Einerseits wird uns „Do-it-Yourself“ seit Jahren von Marketing-Genies als klügste aller Handlungsmaximen „verkauft“ obwohl wir alle die Grenzen eigentlich kennen und wissen, dass fast immer Dritte bzw. Profis Dinge einfach besser und letztlich sogar günstiger lösen können . Andererseits fehlt uns im Bereich Finanzen etwas ganz entscheidendes: der Spiegel.

Ich lade Sie ein, mit mir in diesem Kapitel in den Spiegel zu sehen, den ich mit der Erfahrung vieler Jahre und unzähliger Beratungsgespräche mit vielen hochgebildeten, intelligenten und teilweise auch sehr gut situierten Menschen entwickelt habe. Sicherlich ist das von mir gezeichnete Bild manchmal überspitzt und vielleicht wirkt manches für Sie verzerrt. Es mag sein, dass innerlich etwas in Ihnen rebelliert, wenn Sie hineinblicken, und genau an diesen Stellen, lohnt es nachzuspüren und nachzudenken, warum dies genau an dieser Stelle passiert.

Wenn ich mit Mandanten zusammen sitze, die unzufrieden bzw. unglücklich über Ihre finanzielle Situation sind, erfahre ich immer den „Leidensweg“ und einen Bericht, wie es dazu kam. Und es fängt mehr oder weniger immer mit bestimmten externen Impulsen an, diese erzeugen bei Vielen eine gefühlte Dringlichkeit sich plötzlich mit einem bestimmten Thema auseinander zusetzen. Das können positive oder negative Ereignisse sein, die ihnen das Leben vor die Füße wirft und die sich dann mitunter plötzlich beruflich oder familiär drastisch auf ihre Finanzen auswirken.

Beispiele sind z.B. eine Kündigung bzw. ein Jobwechsel, die Geburt eines Kindes, Heirat oder Scheidung, Selbstständigkeit oder etwa eine Erbschaft, um nur einige zu nennen. Diese Impulse sind quasi „game changer“ – sie führen dazu, dass bildlich gesprochen nun Nebel aufzieht oder aber sich lichtet. „Etwas passiert mit ihnen“, ob sie wollen oder nicht, sie werden wach und merken, dass sie etwas tun müssen- nur was und wie?

Bei den bisher Erfolglosen lassen sich immer wieder dieselben Muster erkennen, wie sie vom Weg abgekommen sind.

Intransparenz, falsche Wegweiser und Orientierungslosigkeit sind Phänomene, die finanziell erfolglose Menschen häufig gemeinsam haben.

Entscheiden Sie, ob Sie sich in dem folgenden Spiegelausschnitt ganz oder teilweise selbst erkennen können.

INTRANSPARENZ

in Bezug auf die eigene Situation – nicht selten ohne es zu merken

Blicken wir genauer auf das Thema INTRANSPARENZ – den Nebel, der die persönliche finanzielle Situation und mögliche Entscheidungen bei Menschen umgibt, die vom Weg abgekommen sind. Häufig entsteht er aus sich heraus und erhält sich selbst. In Bezug auf die eigenen Finanzen starten einige Menschen bildlich gesprochen im einen Extrem mit Flip-Flops zu einer herausfordernden Bergtour, oder im anderen Extrem sitzen sie hochgerüstet mit Hightech-Schuhen und Funktionswäsche in der Gondel, wo FlipFlops angemessen wären. Vor einer Bergtour braucht jeder möglichst viel Transparenz oder Klarheit:

In welche Situation befinde ich mich? Was sind meine Vorlieben, meine Fitness, wie ist das Wetter, etc.?

Und ausgehend davon auch Klarheit darüber: welche notwendigen Voraussetzung sollte ich für meine Route mitbringen, welche Hilfsmittel, Tools sollte ich mitnehmen und ist meine Ausrüstung ausreichend?

Erfolglosen Menschen bleibt ausgehend von einer absoluten Intransparenz über die eigenen Finanzen (Ausgangspunkt) und über mögliche Handlungsalternativen (Route) nicht anderes über, als wieder und wieder auf dieselbe Weise damit umzugehen: spontan und intuitive Entscheidungen treffen. In der überwiegenden Mehrheit der Fälle erfolgen die Entscheidungen dabei reaktiv, also erst NACHdem der externen Impuls eingetreten ist und selten proaktiv also „in weiser Voraussicht“ auf das bereits nahende oder mögliche Ereignis. Das dadurch resultierende Gefühl der Dringlichkeit steht einer rationalen und wohlüberlegten Entscheidungsfindung klar im Weg. Es werden eilig naheliegende Lösung bei falschen Wegweisern gesucht. Nicht selten entscheidet folglich mehr der Zufall, ob die „richtigen“ Ratschläge und Lösungsalternativen auf dem Tisch liegen oder nicht.

Ist die Ursache für Intransparenz fehlende Intelligenz ? Fehlender Wille ?

Mitnichten! Es fehlen schlicht die persönliche Voraussetzungen für Transparenz!

Es bestehen bei den meisten Menschen Mängel oder Hindernisse in Bezug auf

  • Fachwissen und Erfahrungswissen – beides ist erforderlich; das eine ohne das andere ist unzureichend
  • Mentalität / Mindset (wesentlich durch Erziehung und Erfahrung geprägt. Im Ergebnis ist zu wenig oder zu viel Motivation gleichermaßen nicht zielführend)
  • Wahrnehmung (Verzerrung oder Blinde Flecken; inkl. „blind spots“)
  • Effiziente, zeitgemäße Systematik (wie geht man die Themen an und führt sie zu einem wirksamen Ende)
  • Zeit: Völlig nachvollziehbar berichten die meisten, dass im hektischen Alltag bereits die beruflichen Herausforderungen regelmäßig die volle Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen, die Familie gefühlt bereits zu kurz kommt und kaum noch Zeit für persönliche Anliegen übrigbleibt. Natürlich können Sie so nebenbei nicht auch noch ständig in einer verändernden Finanzwelt auf dem aktuellen Stand der Dinge bleiben und entsprechende (Kurs-) Korrekturen/Anpassungen vornehmen. Dieser unverzichtbare Überblick über die eigene Situation und die Finanzwelt ist aber Grundvoraussetzung für zielführende Entscheidungen.
  • Supervisions-Dilemma: Selbst bei Finanzexperten besteht das Problem von Fehleinschätzungen und Wahrnehmungsverzerrungen, wenn es nämlich plötzlich um das eigene Geld und die eigene Zukunft geht. 99% können nicht rational und nüchtern sein, wenn die Früchte der eigenen Arbeit gefühlt auf dem Spiel stehen, oder wenn ein zeitlich sicherer Verlust des Geldes (nämlich die monatliche Sparrate) mit einem unsicheren Gewinn in der fernen Zukunft abgewogen werden will. Die Objektivität und der professionelle Abstand geht leicht verloren, wenn es um einen selbst geht.

Alle diese Aspekte sind aber gerade in einer immer komplexer und dynamischer werdenden Welt unabdingbar.

Ich erfahre so immer wieder von rückblickend katastrophalen Entscheidungen und möchte einige hier mit Ihnen teilen:

  • Manch einer kauft spontan Kryptowährungen, weil die Zeitungen überall davon schreiben, und betrachtet das als „geeignete“ Liquiditätsrücklage
  • Aktien werden erst euphorisch gekauft und vorzeitig frustriert wieder mit Verlust verkauft, um fortan Aktien als „Teufelszeug“ zu verfluchen, ohne dabei festzustellen, dass man 3 Jahre später längst wieder in der Gewinnzone gewesen wäre und nur das eigene Fehlverhalten den Verlust verursacht hat. Alternativ: Nicht-wahr-haben-Wollen, dass der gefeierte Börsenstar nur eine Luftnummer war, mit der Folge dass überhaupt kein Ausstieg mehr realisiert werden kann.
  • Immobilien werden überraschend spontan als mutmaßliche Schnäppchen gekauft, und irgendwann frustriert mit Verlust abgestoßen oder mit massivstem finanziellen Aufwand saniert, so dass nicht mehr von einer rentablen Kapitalanlage gesprochen werden kann.
  • Lebensversicherungen und Risikoversicherungen werden auf geheißt von Verbraucherzentralen, Artikeln oder Versicherungsvermittlern gekündigt bzw. umgestellt, um später den Irrtum oder den Betrug mancher Scharlatane zu realisieren.

Solange die oben beschriebenen Voraussetzungen für Transparenz nicht geschaffen werden, geht es immer so weiter. Oft genug werden einzelne zufällig „glückliche“ Entscheidungen durch den nächsten Fehltritt in der Wirkung überkompensiert, treffen dann mehrere nachteilige Entscheidungen aufeinander, kann es irgendwann sein, das man einen Schritt über dem Abgrund steht. Aus Intransparenz entsteht immer großes Unbehagen / negative Emotionalität, welche häufig dazu führt, dass man sich noch weniger mit den Finanzen beschäftigt und ergo: schnell versucht die Themen wieder vom Tisch zu bringen – durch schnelle, spontane Entscheidungen.

Heutzutage können wir uns unterstützt durch clevere Marketing-Strategen auch selbst bequem täuschen, dass wir uns ja „rational“ mit einem Check24-Vergleich und 2 Internet-Artikeln bereits „gründlich“ mit der Thematik auseinandergesetzt und eine kluge Entscheidung getroffen hätten. Faktisch bleiben wir ohne echte Transparenz in dem Teufelskreis nachteiliger finanzieller Entscheidungen dauerhaft gefangen und der Nebel zieht nie auf.

FALSCHE WEGWEISER

Menschen die bisher finanziell erfolglos waren oder finanzielle Missgeschicke erlebt haben, leiden nicht nur an Intransparenz, sondern sind oft in solchen Situationen durch „falsche Wegweiser“ vom eigenen Weg abgekommen, gestolpert oder gestürzt. Manchmal waren diese Wegweiser selbst sogar der o.a. Impuls, die eben in eine völlig falsche Richtung zeigen können, als es gut für sie wäre. Es mag sicher manchmal sogar sein, dass die Wegweiser anderen Personen (zu deren Ziel) den richtigen Weg weisen, aber eben nicht zwangsläufig Ihnen.

Falsche Wegweiser bei Ihren Finanzen bieten auf den ersten Blick eine hilfreiche Lösungsstrategie, tun es aber nicht in der Realität.

Gespräche mit Lebenspartnern, Familie und Freunden

sind eine naheliegende und häufig gewählte Lösungsstrategie, versprechen Sie doch zweifelsfrei das Beste für einen im Sinn zu haben. Diese edle Intention verhindert regelmäßig jedoch nicht, dass sich nachteilige Resultate ergeben können. Denn häufig verkennen Sender und Empfänger dieser Impulse in fataler Weise, dass sie zwar im besten Fall vom selben Sprechen, aber sich keinesfalls in derselben Zeit, in denselben Rahmenbedingungen mit denselben Zielsetzungen befinden. Dieser Umstand wird in den meist oberflächlichen Gesprächen faktisch nie festgestellt, sondern die vermeintlichen „Lebensweisheiten“ werden unreflektiert projiziert und übernommen – getreu dem Motto: „Was für mich stimmt, muss für dich auch stimmen“. Schauen wir auf dieses Bild – wenn Dritte ihnen den Gipfel auf der anderen Talseite als lohnenswertes Ziel beschreiben, wer sagt, dass dies für Sie stimmen muss? Was hilft es Ihnen, wenn ein guter Freund Sie ermutigt, sich noch nachmittags aufzumachen, weil er damals spielend noch bis abends sein Ziel erreichen konnte, und Sie aber bei Einbruch der Nacht erst im Tal feststellen, dass Ihr Fitnesszustand eigentlich überhaupt nicht vergleichbar ist? Oder andersherum gedacht, wenn eine Freundin eindringlich davon abrät, weil es sich (für sie subjektiv korrekt) als „unmöglich“ bzw. viel zu gefährlich darstellt, wer sagt, dass dies für auch für Sie gelten muss? Einzelerfahrungen werden durch Familie und Freunde verallgemeinert und komplett verzerrt – nicht selten auch aus emotionalen Gründen. Folglich können die gut gemeinten Impulse und Empfehlungen teilweise nicht nur wirkungslos, sondern sogar kontraproduktiv sein. Niemand würde ernsthaft mit der eigenen ärztlichen Diagnose und dem darauf basierenden Therapieplan einem Freund oder Familienmitglied zum gleichen Verhalten raten. Niemand würde mit dem Bauplan des eigenen Hauses zur Nachahmung raten – warum dies aber beim Thema Finanzen gemacht wird, bleibt ein Rätsel.

Recherche und (un)bewusster Konsum von Beiträgen in Internet, Fernsehen, Zeitschriften und Büchern

Wie bei allen Themen gilt auch bei Publikationen zum Thema Finanzen: natürlich ist nicht alles schlecht und falsch, aber eben auch nicht „alles Gold, was glänzt“. Ich kann Regale füllen mit bewussten Täuschungen durch Medien – die keineswegs zufällig gewisse Botschaften verbreiten. Diese Täuschungen zu enttarnen ist äußerst herausfordernd und meist nur fachlich versierten Lesern möglich. Denn häufig wird die Manipulation derart geschickt getarnt, indem ein wahrer Kern hervorgehoben wird, Nebensächlichkeiten überbetont und relevante Aspekte und Gegenargumente weggelassen werden. Somit lässt sich jedes Thema und jede Aussage in beliebiger Richtung verschieben. Meine „Favoriten“ sind Anlageempfehlungen in der Regenbogenpresse, das mediale „Bashing“ privater Kranken- und Lebensversicherungen und pauschale Heilsversprechen von Politikern und Verbraucherschützern über gesetzliche bzw. staatliche Versorgungssysteme.

Grundsätzlich sollte jeder skeptisch sein:

  • Warum sollen ausgewiesene Experten ihr Wissen „billig“ oder kostenfrei zur Verfügung stellen?
    Könnte es sein, dass Sie überhaupt keine Experten sind oder dass das Wissen eben überhaupt keinen Wert hat?)
  • Welchen Mehrwert haben allgemeingültige Tipps / Aussagen für Sie?
    Gerade da die Sie zweifelsfrei nicht zu den „Otto-Normal“-Bürgern Deutschlands zählen – wie sollen Ihnen Pauschalaussagen Orientierung bieten können?
  • Gibt es eine versteckte, eigene Agenda der Autoren?
    Sollen Sie, nachdem Sie das Buch gelesen haben, z.B. kostenpflichtige Seminare buchen, weitere Bücher kaufen? Oder profitiert der Autor, nachdem Sie in seine „Denkschule“ eingestiegen sind, selbst direkt oder indirekt davon, dass Sie nun also verstärkt das intendierte Verhalten zeigen, z.B. bestimmte Investments tätigen indem Sie Edelmetalle, Bitcoins oder was auch immer kaufen oder verkaufen?

Man darf getrost hinterfragen, wenn Dinge „zufällig“ passieren. Wenn Elon Musk ganz zufällig per Tweet sich positiv über Bitcoins äußert, nachdem er Milliarden investiert hat, und sich später von Ihnen abwenden – war das eine philantropisch gutgemeinter Ratschlag, oder war das Opportunismus?

Gespräche mit „Experten“

Steuerberater, Rechtsanwälte oder Finanzdienstleister bieten natürlich gerne ihr Dienstleistung an, bewerten ihre Situation und bieten Lösungsvorschläge – ich spreche hier bewusst auch meinen eigenen Berufsstand an! Sie bringen meist ein Netzwerk ein – und bei 10 Personen bekommen Sie natürlich nicht selten genauso 10 Empfehlungen. Ob es tatsächlich um „Ihr Bestes“ geht, oder deren eigenen Geldbeutel, muss regelmäßig hinterfragt werden, denn deren Effizienz und jahrzehntelanger Marketing-Erfahrung ist es zuschreiben, dass sie den Unterschied selten und spät genug merken. Insofern ist eine gesunde Vorsicht und Skepsis definitiv angebracht.

Drei Aspekte sind regelmäßig problematisch für alle vom Weg Abgekommenen:

  1. Der Experte hatte nicht die erforderliche, versprochene Expertise
  2. Der Experte war befangen / dogmatisch eingeengt (wenn Sie ein Hammer sind, ist jedes Problem ein Nagel).
  3. Der Wissensvorsprung / das Machtungleichgewicht wurde zum Nachteil der Mandanten bewusst eingesetzt. Diese Ohnmacht / Unsicherheit ist dabei umso größer, je mehr Zeitdruck und Intransparenz besteht. Häufig zeigt sich erst viele Jahre später, wer „recht“ hatte, bzw. wer sein Ziel erreicht hat, und wer nicht.

Falsche Wegweiser sehen auf den ersten Blick aus wie richtige Wegweiser und Sie erkennen leider meist erst rückblickend, dass sie „richtig“ waren und sie zu ihrem Ziel geführt haben.

ORIENTIERUNGSLOSIGKEIT

in Bezug auf eigene Ziele, das Umfeld und mögliche Handlungsoptionen

Schauen wir nun auf den letzten, und fraglos merkwürdigsten von mir herausgegriffenen Aspekt. Wir würden sicher Jeden verwundert ansehen, der in den Bergen „einfach so“ herumwandert, ohne die Route zu kennen und ohne sagen zu können wohin er will.

Beim Thema Finanzen passiert genau das beim Großteil unserer Mitmenschen fortlaufend: Kaum jemand hat klare definierte Ziele, richtet sein Verhalten konsequent danach aus und überprüft fortlaufend, ob er weiter auf der Spur und im Zeitplan ist. Kaum jemand macht sich Gedanken darüber, wie viel Vermögen eigentlich angespart werden müsste und wie das zu realisieren wäre, um jederzeit oder später insbesondere auch ohne Arbeitseinkommen zufrieden sein zu können. Die Masse lebt unbemerkt weit über den eigenen Verhältnissen in den Tag hinein, ist solange zufrieden, solange das Konto nicht im Minus ist und wertet das bereits als Zeichen finanziellen Erfolgs. Es ist nicht verwunderlich, dass die Mehrheit der Deutschen finanziell erfolglos bleibt, indem sie einfach darauf losläuft, beziehungsweise bereits „das Laufen“ als Ziel definiert und sich unterwegs spontan mal hier zu einer Einkehr und mal dort zu einer Routenänderung hinreißen lässt.

Ohne klare und realistische Ziele gibt es keine Richtschnur für Entscheidungen, es muss alles stets beliebig und zufällig bleiben.

Dabei ist jedem ohne tieferes Nachdenken klar, dass es ein großer Unterschied ist, ob man bildlich gesprochen gemütlich um den Walchensee spaziert oder die benachbarten Berggipfel besteigen möchte. Das Ausmaß / Besonderheit des eigenen Ziels bedingt die eigene Vorbereitung, die Routenplanung und Vieles mehr, und nicht zuletzt die Frage, ob man sich alleine oder im Team auf den Weg macht.

Nicht so beim Thema Finanzen – hier ist dieser Sachverhalt kaum jemanden klar, bzw. kaum jemand handelt entsprechend: ohne Orientierung folgen Menschen gerne besagten falschen Wegweisern, z.B. „Geheimtipps“, „Trick17“, „besten Produkten“, „höchsten Renditen“, „geringsten Kosten“, usw. Nicht selten offenbart die Realität später das blanke Gegenteil von dem, was man ursprünglich zu erreichen hoffte. Denn Emotionen sind ein leichtes Einfallstor für diejenigen, die falsche Wegweiser aufstellen. Ohne „Leitplanken“ und Ziele wird man zum Spielball jener Medien oder „platter“ Verkaufstricks von Vermittlern, welche dieses Spiel meisterlich beherrschen. Und das menschliche Gehirn ist anschließend geschickt genug, emotionale Entscheidung scheinrational so zu verargumentieren, dass es sich erst einmal nicht schlecht fühlen muss.

Der ehrliche Blick offenbart, dass jede einzelne Entscheidungen der Orientierungslosen in Wirklichkeit völlig beliebig ist.

Sie kommen einfach – irgendwann – zufällig – irgendwo an – nicht selten in einer Sackgasse. Die Erkenntnis, dass man sich in einer Sackgasse befindet, kann als neuer Impuls fungieren, der den Teufelskreis neu in Gang setzt. Verzweifelt wird versucht alles rückgängig zu machen, die Fehlentscheidungen zu kompensieren. Die Frustration steigt je länger man das zulässt, je häufiger man in einer Sackgasse endet, je mehr Geld und viel Zeit man verschwendet. Mit negativen Erfahrungen wächst Reue, Sorgen, Ängste, allgemeines Misstrauen gegen alles und jeden und ein immer größeres Unbehagen sich mit finanziellen Dingen überhaupt noch zu beschäftigen. Das nährt oben beschriebenen Nebel – so lange bis man aus diesem Teufelskreis aussteigt.

Interessanterweise offenbaren Studien, dass ein beachtlicher Anteil der Orientierungslosen dennoch meint, das Thema Finanzen ganz gut im Griff zu haben.

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