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#kurzundguterklärt

Sie wollen Ihren finanziellen Spielraum besser verstehen? Dann lassen Sie uns gemeinsam einen genaueren Blick auf die vier Dimensionen werfen.

Dimensionen Ihres finanziellen Spielraums

Sprungmarken:

Zeit als Dimension Ihres finanziellen Spielraums

„Zeit ist Geld“ – das hat jeder unzählige Male gehört – nur beherzigen das leider die Wenigsten. Überlegen wir nur einmal, wieviel Zeit wir vielleicht in Belanglosigkeiten in Freizeit und Beruf „investieren“.

Zeit ist vermutlich der am meisten unterschätzte Faktor in Bezug auf Ihre Finanzen.

Dabei ist Zeit nichts anderes als potentielles Vermögen. Während Sie arbeiten, wandeln Sie Ihre (Arbeits-)Zeit in Liquidität (Arbeitseinkommen) und, wenn Sie nicht alles sofort ausgeben, weiter in Vermögen um. Je wertvoller Ihre Arbeitszeit von anderen betrachtet wird, anders gesprochen, je seltener Ihre Fähigkeiten sind, desto mehr Liquidität / Vermögen können Sie pro Tag aufbauen.

Vermögen ist im Ergebnis also nichts anderes als gespeicherte (Arbeits-)Zeit. Sollten Sie erben, dann erben Sie die bereits von ihren Eltern oder Verwandten in Vermögen gewandelte (Arbeits-)Zeit.

Aufgrund der Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes können Sie wann immer es nötig oder gewünscht ist, Vermögen zurück in „freie“ Zeit (Freizeit) wandeln, Sie bekommen dann nämlich Liquidität ohne eigene (Arbeits-)Leistung. Dies ist der Kern von Wohlstand – Sie müssen nicht weiter im Hamsterrad laufen, um sich Dinge leisten zu können, sondern können dies ohne weitere Anstrengung tun.

Wenn Sie Zeit und Geld so begreifen, erkennen Sie, dass es letztlich zwei Seiten derselben Medaille sein können, und dass beide große Achtsamkeit verdienen, denn Zeitverschwendung ist Geldverschwendung und umgekehrt!

Das bedeutet, dass alle Fragestellungen, die mit Ihrer Arbeitszeit oder dem Wert Ihrer Arbeitszeit zu tun haben, immer auch finanzielle Fragestellungen sind, z.B.

  • Sie möchten sich weiterbilden
  • Sie möchten mehr Zeit für Ihre Kinder und weniger / temporär gar nicht arbeiten
  • Sie möchten (früher) in den Ruhestand
  • usw.

Gedankenanstoß

Wann spielt die Zeit „gegen Sie“ – reduzieren Sie also ihren finanziellen Spielraum?

  • Wenn Sie Tätigkeiten verrichten, die andere schneller und besser als Sie machen – verschwenden Sie meist Zeit.
    • Von dieser Betrachtung sind natürlich Dinge ausgenommen, die Ihnen mental gut tun – dort steigt die Dimension „Mentalität“)
    • Wo ist das bei Ihnen der Fall? Ist Ihr Stundenlohn relativ höher, so dass Sie diese Tätigkeit delegieren sollten?
    • Beispiel: Hausverwaltung und Nebenkostenabrechnung der vermieten Immobilie
  • Wenn Sie Tätigkeiten verrichten, die Sie überhaupt nicht gerne machen, dann vergeuden Sie nicht nur Zeit sondern sogar Emotionen, weil Sie dann keine Zeit in Professionalisierung investieren möchten. Die Dimension Mentalität sinkt.
    • Beispiel: Gebäudereinigung, Steuererklärung machen

Wann ist die Zeit „für Sie“ – vergrößern Sie ihren finanziellen Spielraum?

  • Wenn Sie sich auf wenige Dinge konzentrieren, in denen Sie gut sind, und die Ihnen Freude und Erfüllung verschaffen, werden Sie nicht nur immer besser, sondern gleichzeitig steigert das Ihre Dimension Mentalität.
  • Wenn Sie den Wert Ihrer Arbeitszeit durch Aus- und Weiterbildung im Wert steigern – das ist meist das beste Investment! Wenn Sie durch Weiterbildung, Zertifikate, Titel, etc. den Wert nicht mehr steigern können, sollten Sie besser die Zeit woanders investieren. Beispiel: ein Doktortitel ist z.B. nur dort klug, wo deren Einstiegsgehälter deutlich höher sind.
  • Wenn Sie klug angelegtes Vermögen für sich „arbeiten“ lassen. Es arbeitet dann rund um die Uhr weiter für Sie, genauer gesagt, andere Personen (Mieter, Unternehmer, Mitarbeiter, sonstige) multiplizieren es für Sie weiter.
  • Wenn Sie den Zinseszins-Effekt früh und lange für sich arbeiten lassen und damit mehr Vermögen aufbauen.

Was bedeutet das konkret für Sie? Welche Maßnahmen leiten Sie daraus ab?

Liquidität als Dimension Ihres finanziellen Spielraums

Liquidität im weiteren Sinne umschreibt die Geldflüsse (Cashflows), also die Kontenbewegungen aus diversen Einnahmen und Ausgaben, aber auch die täglich verfügbaren Rücklagen/Reserven auf Giro- bzw. Tagesgeldkonten, die sich eben ohne Probleme „verflüssigen“ also liquidieren lassen.

Das Gegenteil wäre: Illiquidität / gebundenes Vermögen

Schauen wir uns kurz zwei relevante Liquiditätskennzahlen an:

Freie Liquidität

  • ist die Liquidität im engeren Sinne. Alternative Bezeichnungen lauten „Liquiditätsüberschuss“ oder +Liquidität (sprich: „positive Liquidität“)
  • Berechnung: Differenz aus allen Einnahmen & Ausgaben (siehe Abbildung oben)
  • der Zeitbezug (monatlich / jährlich) spielt eine wichtige Rolle:
    • es wäre denkbar, dass sie 11 von 12 Monaten auf ein oder mehreren Konten -Liquidität aufweisen und dafür Dispozinsen zahlen, und
    • nur 1 von 12 Monate aufgrund jährlicher Bonuszahlungen wieder auf eine +Liquidität kommen, welche die Unterdeckung ausgleicht.
  • Liquidität ist der wesentlichste Hebel für den Vermögensaufbau, weit wichtiger als Rendite (Wertzuwachs)
  • „Freie Liquidität“ ist in der Finanzplanung der Betrag, für den es „noch keinen Plan“ gibt. Liegt sie als Bargeld herum, bzw. als Giralgeld auf den Konten, ist eines unwahrscheinlich: dass Sie sie bewusst und planvoll in den Vermögensaufbau investieren. Wahrscheinlich ist eher, dass es spontan bzw. unbewusst für Konsum genutzt wird.
  • Wenn die freie Liquidität also nicht konsequent „auf die Seite gelegt“, d.h. angelegt wird, passiert in 95% der Fälle, dass die (unbewussten) Konsumausgaben erhöht werden.
    • Das wirkt sich finanzmathematisch doppelt nachteilig aus, denn: das erhöht den Anspruch an den Lebensstil heute und künftig im Ruhestand. Es muss später umso mehr Vermögen dafür aufgebaut werden.
    • Außerdem bleibt für die gesamte freie Liquidität der Zinseszins-Effekt ungenutzt.
  • Daher sollte in aller Regel die freie Liquidität konsequent nach Ihren Vorgaben „verplant“ werden und je nach Vorgabe / Zielsetzung bewusst zugewiesen werden in
    • zusätzliches Budget für den Lebensstil
    • Flexibler Vermögensaufbau (Sparen)
    • Gebundener Vermögensaufbau (Sparen)
  • Viele Menschen fühlen sich unwohl (siehe Dimension „Mentalität“), wenn die gesamte Liquidität konsequent verplant wird – auch wenn das ganz in Ihrem Sinne ist. Und genau an dieser Stelle hilft eine zweite Kennzahl als Beruhigung:

Liquiditätspotential

  • Das Liquiditätspotential als Kennzahl schafft Beruhigung und gibt die Freiheitsgrade in Ihren Finanzen an.
  • Berechnung: Summe aus
    • monatlicher freien Liquidität, die also garnicht verplant ist und auf dem Konto bleibt
    • alle flexiblen Sparprozesse, die sie monatlich ohne Nachteile aussetzen oder reduzieren können (z.B. Dauerauftrag auf ein weiteres Konto, Sparrate ins Depot)
    • alle einfach reduzierbaren Ausgaben, welche zu keinen Nachteilen / wesentlichen Einbußen in der Lebensführung führen (meist sind das die Spaß-Ausgaben)
  • Das Liquiditätspotential sagt also aus, um wieviel
    • Ihre monatlichen Einnahmen temporär sinken können, z.B. beim vollständigen oder partiellen Verlust des Einkommens aufgrund einer Arbeits- bzw. Berufsunfähigkeit, Elternzeit, Mietausfall bei einer vermieteten Immobilie oder
    • die monatlichen Ausgaben temporär steigen könnten
      ohne das Ihnen „das Wasser über den Hals“ steht.

Tipp 1: Intelligentes Liquiditätsmanagement einrichten

Freie Liquidität kann nicht immer und sofort verplant werden, und manchmal ist das von Mandanten auch nicht gewünscht. Mit einem intelligenten Mehrkontensystem und automatischen Überläufen, legt sich unbenötigte Liquidität wie von Zauberhand selbst nach den von Ihnen gewählten Vorgaben an. Wie so etwas aussehen kann erfahren Sie im zugehörigen Themenmodul hier.

Tipp 2: (Steuer)Subventionen nutzen

Exkurs: Warum ein Steuerberater allein Ihnen nicht beim Thema Vermögensaufbau hilft, und Sie einen Finanzplaner zusätzlich für Steuerthemen brauchen

Die Steuerrechnung ist in Bezug auf Unternehmen, Immobilien aber sogar bei den privaten Finanzen für den Großteil aller Menschen das sprichwörtliche Buch mit sieben Siegeln. Denn sie ist keine reale Rechnung, die Sie in Kontoauszügen irgendwo nachvollziehen können, sondern sie findet in den Steuerprogrammen der Steuerberater oder Finanzbeamten statt. Die konkrete steuerliche Wirkung der Ansetzbarkeit einer einzelnen Vorsorgeaufwendung (z.B. die Sparrate in eine Basisrentenversicherung) oder die Wirkung der AfA (Absetzung für Abnutzung) können Sie nirgendwo einsehen, sondern sie saldiert sich unsichtbar und „geheimnisvoll“, um dann umso wirkungsvoller Ihre Finanzen zu beeinflussen. Gerade auch Unternehmer wissen, dass eine Steuerbilanz von der Handelsbilanz aufgrund diverser Wahlmöglichkeiten und Verfahrensvorschriften deutliche Abweichungen haben kann.

Obwohl die Wenigsten den hochkomplexen Dschungel aus Vorschriften und Sachverhalten verstehen, ist es tatsächlich aber so, dass faktisch überall in Ihren privaten und unternehmerischen Finanzen der Staat über die Steuergesetzgebung eine Vielzahl von Regelungen trifft und Ihnen damit „in die Tasche greift“.

Versierte Steuerberater sind hier meist eine große Hilfe und erstellen Jahresabschlüsse, Zwischenrechnungen für die einzelnen Einkunftsarten und nicht zuletzt die Einkommensteuererklärung (ggf. Schenkungs- und Erbschaftssteuererklärungen).

Aber Achtung:

  • bei schätzungsweise 95% dieser Berufsträger geht es um die rückwärtsgewandte Betrachtung historischer, also unveränderlicher Zahlen. Nur ein Bruchteil arbeitet beratend im Sinne von „zukunftsgerichtet“. Was hilft es , wenn Ihnen schulterzuckend mitgeteilt wird: „Sie hatten vor 2 Jahren zu hohe Einnahmen…“, oder „hätten Sie damals mal besser … gemacht“
  • Steuerberater neigen natürlich wie jeder Fachmann, Ihrem eigenen Fachgebiet höchste Bedeutung zu geben, und nicht zuletzt verdienen Sie gut an komplexen Lösungen. Ein sehr treffende Aussage aus mir unbekannter Quelle lautet „Wenn Du ein Hammer bist, ist jedes Problem ein Nagel…“ – ungünstig, wenn der Steuerberater zwar den Nagel erkannt und versenkt hat, aber andere Dinge gleich mit zerschlagen hat. Das bedeutet übersetzt für Sie: nicht jedes Thema muss „steuerlich optimal“ gelöst werden.
  • Nicht dass Sie mich falsch verstehen: es ist wichtig, gute Steuerberater zu haben, insbesondere um wesentliche Entscheidungen vorzubereiten und Alternativen fachmännisch zu überprüfen. Nur die meisten Mandanten unterlassen es, die Steuerberater frühzeitig so einzubinden wie es sinnvoll wäre, und ärgern sich häufig dann, wenn es zu spät ist. Problematisch ist es immer, wenn man Sachverhalte nur mit der Steuerbrille betrachtet – dann werden andere wesentliche Aspekte ggf. vernachlässigt.

Finanzplaner können und sollen keinen Steuerberater ersetzen, aber haben hinreichende Kenntnisse zu den wesentlichen steuerrechtlichen Sachverhalten, die erforderlich sind, um zukunfsgerichtet und ausgewogen mit anderen Kriterien die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Schauen wir auf die Steuertabellen, visualisiert durch obige Abbildung – so fällt auf, dass kaum etwas liquiditätswirksamer ist als die Steuer – gerade bei hohen Einkommen und Vermögen. „Hohes Einkommen“ ist relativ und subjektiv – um den Spitzensteuersatz zu erreichen sortiert Sie das Finanzamt als Alleinstehende schon bei ca. 60 TEUR Jahresgehalt (2022) dazu. Wichtig ist es für Sie, den Unterschied zwischen Grenz- und Durchschnittssteuersatz zu verstehen.

  • Der Grenzsteuersatz gibt an, wie eine steuerliche Veränderung (z.B. steuererhöhender Mehrverdienst oder zusätzliche steuermindernde Ausgaben) sich für Sie „im Geldbeutel“ auswirkt.
    • Beispielfrage: Wie wirken sich die 1000 Euro Bonuszahlung für mich aus?
    • Beispielantwort: Aufgrund der zusätzlichen Steuer bleiben davon nur 580 Euro mehr Einkommen übrig.
  • Der Durchschnittssteuersatz gibt die tatsächliche und statische Steuerlast in einem bestimmten Veranlagungsjahr an, wenn man ALLE steuerlich relevanten Einkünfte und Ausgaben ermittelt und zum sog. „zu versteuernden Einkommen“ saldiert hat.
  • Für neue / zukünftige finanzielle Entscheidungen (Soll ich **** machen oder nicht?) ist also nur der Grenzsteuersatz relevant.

Wann immer es zu Ihrer Finanzplanung passt, ist es natürlich ratsam, „mit dem Wind“ zu segeln, und bis zu 42% Cashback für Ihre Sparbemühungen „mitzunehmen“ – sofern – und das ist immer Teil meiner Beratung – die damit verbundenen Einschränkungen verstanden und annehmbar sind. Genauso wichtig ist es zusammen mit dem Steuerberater, frühzeitig Strategien zu entwickeln, wie besonders „fette Steuerjahre“, z.B. beim Verkauf Ihres Unternehmens oder Praxis, vermieden werden können, damit Sie nicht für jeden überwiesenen Euro schmerzhafte 42ct Steuer abführen müssen.

Für derartige (100% !) legale und hochgradig liquiditätswirksame Gestaltungen stehen eine Vielzahl finanzieller und steuerlicher Vehikel zur Verfügung. Je nach Gestaltung kann sich das wenig auswirken (Fußgänger) oder um einige zehntausend Euro (im Einzelfall sind auch darüber hinaus keine Grenzen gesetzt, genauso wie die Steuer nicht nach oben begrenzt ist) Steuerwirkung gehen (Sportwagen). Diese Vehikel können steuerlich privilegierte Finanzinstrumente sein, wie Sie vom Alterseinkünftegesetz 2005 neu strukturiert wurden (siehe Abbildung unten), aber auch Unternehmerische Beteiligungen oder spezielle steuerliche Regelungen für Unternehmer bei Aufgabe des Unternehmens / der Praxis.

Wichtiger als eine theoretische Abhandlung – die Sie natürlich über Fachliteratur selbst lesen können, ist aber dies: eine vorurteilsfreie Beurteilung möglicher Alternativen durch einen Finanzplaner. Erst wenn relevante Alternativen mit IHREN persönlichen Erwartungen, rechtlichen Möglichkeiten und nicht zuletzt Ihres wirklichen Steuersatzes abgeglichen werden, können Sie sinnvolle Entscheidungen treffen.

Abschließende Bewertung

  • Die Liquidität ist eine Momentkennzahl und damit alleine nicht aussagekräftig und darf Sie deshalb nicht in falscher Sicherheit wiegen. Denn die +Liquidität muss für Ihr gesamtes Leben „gegeben“ sein.
  • Einmalige größere Ausgaben oder längere Phasen von -Liquidität (also Liquiditätsunterdeckung: Ausgaben > Einnahmen) führen zu Vermögensverzehr; sobald die Rücklagen bzw. das flexible Vermögen aufgebraucht ist, müssen entweder gebundenen Vermögensanlagen veräußert werden, oder Darlehen aufgenommen werden. Beides kann finanzielle Nachteilen mit sich bringen, so dass dies gut abgewogen werden muss.
  • Je später in Ihrem Leben größere Liquiditätsprobleme auftreten, desto gravierender ist die Konsequenz für Ihren finanziellen Spielraum, weil man sie nicht mehr so leicht über die Zeit kompensieren kann, wie als junger Mensch.
  • Insofern kommt dem Thema Liquiditätsmanagement eine zentrale Rolle bei der Finanzplanung zu, und Sie können ein intelligentes System aufbauen, welches Sie hierbei unterstützt.

Vermögen als Dimension Ihres finanziellen Spielraums

Vermögen ist ein Begriff, der für viele diffus und bisweilen sogar negativ geprägt ist. Während Arbeit und Liquidität sehr geschätzt wird, sehen sich vermögende Menschen nicht selten Neid und Ablehnung ausgesetzt. Möglicherweise ist dies der Tatsache geschuldet, dass wir wenig Kultur im Aufbau und der Pflege von Vermögen haben.

Nicht selten hört man, wenn man nach dem Vermögen fragt, die Antwort

„Ich habe kein oder kaum Vermögen…“ – diese Sichtweise ist grundsätzlich falsch und offenbart einen fatalen Denkfehler.

Denn Ihr Gesamtvermögen setzt sich aus mehreren Positionen zusammen, von denen der Großteil „unsichtbar“ ist und damit meist vergessen wird:

  1. Ihrem Humankapital (unsichtbar – entspricht dem aufsummierten Wert Ihrer Arbeitskraft bis zum Ruhestand, meist geht es mehrere Mio)
  2. Ihr Pensionsvermögen (weitgehend unsichtbar / unsicher – bereits erworbene bzw. zu noch zu erwartenden Ansprüche gegenüber Rentenkassen, Versorgungswerken, Ruhegehälter des deutschen oder eines dritten Staates oder gegenüber Arbeitgebern)
  3. Ihrem investierten Vermögen (sichtbar), welches man unterscheiden kann in:
    • flexibles Vermögen, wie Wertpapiere, Investmentfondsanteile, Edelmetalle, etc. das also binnen weniger Tage wieder als Liquidität auf Konten verfügbar gemacht werden kann und
    • gebundenes Vermögen, wie Immobilien, Rentenversicherungen und Beteiligungen an Unternehmen, die Wochen, Monate oder Jahre Zeit erfordern, bis sie liquidiert werden können.
  4. Künftiges Vermögen aus Schenkungen und Erbschaften (teilweise sichtbar / abschätzbar)
  5. Rendite (teilweise sichtbar): Je nach Finanzinstrument werden Renditen ganz, teilweise oder überhaupt nicht ausgewiesen. Dennoch ist die Rendite (synonym: Wertzuwachs) im besten Fall ein ganz entscheidender Anteil / wichtiges Potential des Gesamtvermögens. Meine Aufgabe als Finanzplaner ist es gemeinsam mit Ihnen, die Rendite zu ermitteln und festzustellen, ob sie adäquat gemessen an Ihren Erwartungen bzw. Risikovorgaben ist.

Auch wenn sich die Punkte 1 und 2 teilweise der Gestaltbarkeit entziehen, so ist es dennoch wichtig, es in die Kalkulation einzubeziehen, da es nicht selten um Millionenwerte geht.

Gegenüber Ihrem Gesamtvermögen ist eine im doppelten Sinne „wertschätzende“ Einstellung wichtig.

Insofern hat die gemeinsame fortlaufende Analyse und die auf die Lebensverhältnisse angepasste Strukturierung Ihres Gesamtvermögens allerhöchste Bedeutung.

Mentalität als Dimension Ihres finanziellen Spielraums

Diese vierte, unsichtbare Dimension ist vielleicht sogar die spannendste. Es ließe sich zweifelsfrei ein ganzes Modul mit dem Thema der sogenannten ‚Behavioral Finance‘ füllen, also der Wissenschaft, wie es zu finanziellen Entscheidungen kommt. Es ist äußerst interessant, welche Phänomene hier auftreten bzw. welche Stolperfallen in unserer Wahrnehmung, Informationsverarbeitung und Entscheidungsfindung im Bereich Finanzen auftreten – das will ich hier aber nicht tun.

Es ist Ihnen sicherlich sofort einleuchtend, dass finanzielle Entscheidungen nicht nur kühl rational mit maximaler Bewusstheit entstehen, sondern ganz maßgeblich von Prägungen aus dem Elternhaus, vergangener Erfahrungen und der subjektiven Bewertung der aktuellen Situation abhängen. Das sich daraus ergebende Mindset ist ganz entscheidend, in der Bewertung von Alternativen oder – noch drastischer im a priori Ausschluss einer bestehenden Alternative, selbst wenn sie vielleicht sogar ganz objektiv die beste Lösung darstellt.

Zusätzlich gibt es nicht selten unbewusste Emotionen oder Muster, die einen ein Leben lang begleiten. Ich möchte Ihnen konkrete Beispiele aus meiner Beratungspraxis geben:

Immer wieder treffe ich auf Mandanten, die

  • einzelne Assetklassen (z.B. Aktien oder Immobilien) aufgrund negativer Erfahrungen von Dritten verteufeln und kategorisch ausschließen, anstatt nüchtern auf die Chancen und Risiken zu blicken und mögliche Gegenmaßnahmen bei potentiellen Fehlentwicklungen zu diskutieren.
  • eine übertriebe, negative Einstellung zum Thema Darlehen oder „Schulden“ haben.
  • sich überhaupt nichts leisten wollen, und stattdessen knauserig leben
  • völlig über ihre Verhältnisse leben
  • sich nicht trauen, mit Lebenspartnern oder Eltern über Finanzen zu sprechen und sehenden Auges in eine sich verschlimmernde Situation laufen

 

Es gibt aber auch anders gelagerte Fälle, wo bewusst die Ratio auf die Seite geschoben werden muss, allen guten und richtigen Argumenten zum Trotz, damit der seelische Wohlstand erhalten bleiben kann. Das kann zum Beispiel der Verkauf der eigenen prosperierenden Firma, der vorgezogene Ruhestand, oder die Trennung von einem langjährigen Lebenspartner sein.

Bei finanziellen Entscheidungen geht es also nicht darum, Emotionen, Bauchgefühl oder dergleichen zu eliminieren, sondern im Gegenteil: Bewusstsein darüber, was wichtig und hilfreich für Ihre konkrete Entscheidung ist: Kopf und/oder Bauch?

Meine Aufgabe als Finanzplaner ist es, mit Ihnen in einen wertschätzenden Dialog zu treten, und dieses Mindset bewusst zu machen und gemeinsam zu Hinterfragen, damit Sie eine breitere Vielfalt an Entscheidungsmöglichkeiten bekommen. Es geht mir nicht darum, ein „richtig“ oder ein „falsch“ festzulegen, sondern einen Spiegel anzubieten, aus dem Sie neue Perspektiven erkennen, und dort wo Extrempositionen vertreten werden, auf moderatere Positionen hinzuwirken.

Es geht mir ebenso nicht darum, Sie „mit der Brechstange“ von bestimmten Sachverhalten zu überzeugen, denn wenn Sie keinen seelischen Wohlstand in Ihren Finanzen finden, hat nichts einen Wert.

Ihre Finanzen müssen Ihnen dienen, nicht anders herum.

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